Foundation Metaverse Europe Positionspapier zu Metaverse und Web3 von Lennart Blödorn
Was ist Web3?
Wenn man das Metaverse als einen virtuellen Kommunikationsraum betrachtet, der eine neue oder bestehende Realität abbildet, dann lässt sich das web3 als einen Teil seiner Infrastruktur verstehen. Jedoch ist das web3 nicht einfach gleichzusetzen mit dem Metaverse. Sowohl das web3 als auch unterschiedliche Metaverse können unabhängig voneinander funktionieren. Durch die Verbindung mit der Blockchain und der damit einhergehenden Token-Ökonomie ergeben sich komplett neue Möglichkeiten.
Diese Potenziale gilt es mit Hilfe von geeigneter Förderung für Unternehmen und Start-ups zu heben. Gleichzeitig ist es ein gesellschaftlicher Diskurs darüber notwendig, welche europäischen Werte von virtuellen Welten und dezentralen Produkten eingehalten werden müssen. Es sollte weder allein den Unternehmen noch der Politik überlassen sein, nach welchen Regeln sich künstliche Realitäten weiterentwickeln. Die Ausgestaltung von web3 und Metaverse ist vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hier müssen, wie in der echten Welt, Regeln für einen gemeinsamen Umgang entwickelt werden.
Ein Beispiel: Kurz nach der Veröffentlichung des Facebook-Metaverse “Horizon” gab es Berichte, dass sich Nutzer von anderen Nutzern körperlich bedrängt gefühlt haben.
Hier gibt es heute bereits Gestaltungsspielräume für Plattform-Anbieter, wie Annäherungs-Grenzen bei der digitalen Interaktion, so dass die Avatare untereinander einen Mindestabstand wahren oder auch Identitätsnachweise, welche die Anonymität im Metaverse aufheben würden. Genauso wie das Internet darf das Metaverse kein straffreier Raum sein. Die Grenzen für Rechtsverletzungen müssen klar definiert werden.
Darüberhinaus muss sichergestellt werden das es frühzeitig Institutionen gibt, die eine europäische Ethik im Metaverse vertreten.
Arbeitswelten und digitaler Besitz im Metaverse
Spätestens mit der Umbenennung von “Facebook” in “Meta” ist der Begriff Metaverse alltagstauglich geworden. Doch hinter der Namensänderung stecken nicht nur leere Worte. Mit dem Projekt “Horizon – Workrooms” schuf Meta eine der ersten Metaverse Anwendungen für die breite Masse an Unternehmen. Mit Workrooms lassen sich Meetings in einer virtuellen Umgebung abhalten. Mitarbeiter haben die Möglichkeit, mit einer VR Brille dem virtuellen Meeting beizutreten. Da im Gegensatz zu einer Videokonferenz die immersive 3D Welt keine Bildschirmbegrenzung hat, gibt es beliebig viel Platz, um digitale Inhalte darzustellen. Es kann beispielsweise nicht nur ein einzelner Computer-Bildschirm geteilt, sondern es können gleich mehrere digitale Monitore im virtuellen Raum ausgestellt werden. Mitarbeiter interagieren somit auf eine natürliche Art und Weise. Wenn man bedenkt, dass 93 % der Kommunikation non-verbal abläuft, ist der Vorteil eines virtuellen Meetings gegenüber einer einfachen Videokonferenz erheblich.
Teilgenommen wird an diesen Meetings mit Hilfe eines eigenen Avatars. Dieser hat, wie auch im echten Leben, ein ganz individuelles Erscheinungsbild. Angefangen bei körperlichen Merkmalen, über die Frisur bis hin zu modischen Accessoires.
So deutet die Entwicklung darauf hin, dass Markenunternehmen auch im Metaverse ihre Produkte als virtuelle Güter verkaufen werden. Menschen möchten eben auch die physische Marken-Handtasche von Louis Vuitton in der digitalen Welt tragen. Da es in der digitalen Welt aber grundsätzlich keine Begrenzung an Produktionsmitteln gibt, könnte die Handtasche nun beliebig oft kopiert werden. Dem wirkt das Prinzip der „Token-Ökonomie“ entgegen. Virtuelle Güter werden durch die Benutzung von Blockchain-Technologie so zu einzigartigen Produkten. Mit Hilfe von sogenannten NFTs (nicht fungiblen Token) erhält jedes digitale Gut de facto ein Echtheitszertifikat. Diese digitale Wertschöpfung erlaubt es auch, Güter wie digitalen Schmuck, Kunst oder Mode zu verkaufen. Die Hersteller können dadurch für ihre digitalen Produkte angemessen entlohnt werden. Außerdem kann der Teilnehmer eines virtuellen Meetings somit die Mode tragen, die ihn selbst am ehesten repräsentiert.
Das Metaverse in der Mitte der Gesellschaft
Auch innerhalb dieser Entwicklung gibt es selbstverständlich vielfältige juristische und gesellschaftliche Fragen, die noch offen sind. So ist es zur Zeit noch fraglich, wie es sich mit dem Urheberrecht in Bezug auf digitale Güter verhält.
Außerdem stellt sich eine gesamtgesellschaftliche Frage nach dem Endziel des Metaverse. Nicht wenige Experten sprechen vom Metaverse als einen Zeitpunkt, nicht als eine technische Entwicklung. Ihrer Vorstellung nach ist das Metaverse der Zeitpunkt in der Zukunft, an dem ein Mensch mehr Zeit in der virtuellen, als in der echten Welt verbringt.
Welche gesellschaftlichen Folgen könnten sich daraus ergeben? Nach welchen Richtlinien erfolgt Interoperabilität zwischen virtuellen Welten? Sollten Plattformbetreiber dazu verpflichtet werden, den Export von digitalen Gütern in andere virtuelle Welten durchführen zu müssen?
Für all diese Fragen sehen wir die Foundation Metaverse Europe als europäische Interessenvertretung, die diese Themen erkennt, anspricht und gesellschaftlich zur Diskussion bringt.
Ditch the Middleman – web3 und das Ende der Plattform-Ökonomie
Abseits vom Metaverse gibt es innerhalb der web3-Welt auch Anwendungsfälle, die bereits ohne eine virtuelle Welt auskommen. Unlängst hat ein Teil der Krypto-Welt auf sich aufmerksam gemacht, der vor allem mit Zockerei, Betrug und Glücksrittern in Verbindung gebracht wird – die Rede ist vom Handel mit Kryptowährungen. Die Geschehnisse um die internationale Handelsbörse “FTX” haben dem gesamten Ruf der web3-Welt vehement geschadet. Dabei wird jedoch leider sowohl von gesellschaftlicher, als auch politischer Seite außer Acht gelassen, dass der Handel von Kryptowährungen nur ein kleiner Teil der technologischen Entwicklung ist. Demnach gibt es eine Vielzahl an innovativen Projekten, die mit der Evolution des neuen Internets entstanden sind.
Ein Beispiel dafür ist die Tokenisierung. Gemeint ist die Verbriefung von Inhaber- oder Nutzungsrechten auf einer Blockchain. So können bereits Immobilien digital mit Hilfe von Token verbrieft werden. Der Vorteil ist ein deutlicher Effizienzgewinn beispielsweise beim Handel von tokenisierten Immobilien. Da in der Regel unterschiedliche Intermediäre ausgeschaltet werden, lassen sich der Handel und die Organisation von tokenisierten Werten erleichtern. Ein weiterer Vorteil durch die vereinfachte Organisation ist die Zugänglichkeit. Da die Teilhabe an einer Immobilie mit Hilfe von Token in beliebige Größen geteilt werden kann, erleichtert dies den Zugang zu alternativen Investmentmöglichkeiten. Auf Anbieterseite ergibt sich eine erleichterte Aufnahme von Kapital und einen effizienteren Weiterverkauf von Immobilienanteilen.
Diese digitalen Token liegen in einer sogenannten Wallet, die entweder selbst oder extern verwahrt wird. Mit Hilfe von sogenannten dezentralen Finanz-Protokollen lassen sich diese Token beispielsweise für weitere Finanzdienstleistungen einsetzen. Der Bereich um dezentrale Finanzen (DeFi) ermöglicht ebenfalls die Umgehung von Intermediären, in diesem Fall den Banken. Daher spricht man allgemein im web3 auch vom Ende der Plattform-Ökonomie. So kann man in web3 einen Immobilienanteil nehmen, der durch einen Token repräsentiert wird und diese nutzen, um ihn als Sicherheit bei einem Finanzprotokoll zu hinterlegen. Dadurch hat man die Möglichkeit, ohne einen Mittelsmann oder eine weitere Plattform Geld zu leihen. Als Sicherheit dient die Hinterlegung der tokenisierten Werte. In Zukunft wird es immer wahrscheinlicher, dass die Nutzer diese Protokolle mit persönlichen Daten speisen, damit eine Entscheidung über die Kreditwürdigkeit getroffen werden kann.
Auch hier stellt sich fortlaufend die Frage nach dem gesellschaftlichen Diskurs:
Welche Regularien sollten dezentrale Finanzprotokolle unterliegen, damit gesellschaftlich relevante Themen wie die Einhaltung der Geldwäschegesetze sichergestellt werden können?
Anhand von welchen Daten darf ein Protokoll über die Vergabe von Krediten im Bereich von DeFi entscheiden?
Keiner möchte ein dezentrales Finanzsystem, das auf Grund von Daten die ethnische Herkunft von Menschen als Kennzahl für ihre Kreditwürdigkeit heranzieht. Zur Zeit stehen wir am Anfang der Entwicklung von virtueller Wertschöpfung und eines neuen Token-Zeitalters. Dies gibt uns die Freiheit, als Gesellschaft mitzubestimmen, wie diese Entwicklung aussehen kann.
Genau deshalb wird die Foundation Metaverse Europe gezielt Initiativen fördern, welche die Chancen des Metaverse und web3 erkennen und die zusammenhängenden Risiken bewerten.
Nur so kann sichergestellt werden, dass auch innerhalb der nächsten Jahrzehnte die europäischen Werte sowohl im digitalen als auch im virtuellen Raum vertreten werden.
Lennart Blödorn, Member Board of Experts bei Foundation Metaverse Europe
Bereits während der Schulzeit hatte Lennart ein Faible für mobile Apps. Erst als Nutzer, später selbst als Entwickler und weitaus später als Mitgründer einer Entwicklungsfirma für mobile App-Lösungen. Als studierter Betriebswirt ist sein Zuhause die Start-up Szene. Im Jahr 2019 tauschte er die web2- gegen die web3-Welt ein, wo er sich seither mit eigenen Projekten zum Thema Blockchain, NFTs und Metaverse beschäftigt. Neben dem Einsatz von NFTs als digitale Sammlerstücke sowie der Tokenisierung von Sachwerten beschäftigt sich Lennart mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen der Branche und publiziert rund um das Thema web3 und Metaverse.
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